Heute wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre Entscheidung über den künftigen Verlauf ihrer Geldpolitik treffen. Obwohl eine Zinssenkung im Dezember für das Jahr 2024 in Betracht gezogen wurde, ist es für eine solche Maßnahme in der heutigen ersten Sitzung des Jahres noch zu früh. Jüngste Wirtschaftsdaten legen nahe, dass die Fed keine überstürzten Schritte unternehmen wird. Die Entscheidung wird um 20:00 Uhr MEZ bekannt gegeben. Analysten erwarten, dass die Fed trotz des Rückgangs der Inflation weiterhin eine Zinspause einlegen wird. Der aktuelle Leitzins liegt zwischen 5,25 und 5,5 Prozent, dem höchsten Stand seit über 20 Jahren. Fachleute sind besonders daran interessiert, welchen Zeitplan Fed-Vorsitzender Jerome Powell in seiner Pressekonferenz vorlegen wird.
Seit März 2022 hat die Fed den Leitzins um über fünf Prozentpunkte erhöht, um der hohen Inflation entgegenzuwirken, die teilweise durch den Anstieg der Energiepreise nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verursacht wurde. Da die Inflation nachzulassen scheint, könnte die Fed in naher Zukunft Zinssenkungen in Betracht ziehen. Allerdings wird erwartet, dass sie aufgrund des robusten Wirtschaftswachstums damit nicht überstürzt vorgehen wird. Aktuelle Konjunkturdaten zeigen, dass die US-Wirtschaft im Herbst stärker gewachsen ist als erwartet.
Das Ziel der Fed ist es, die Preisstabilität bei einer Inflationsrate von 2 Prozent mittelfristig zu erreichen. Sie reguliert dies durch Anpassungen der Zinssätze. Höhere Zinsen führen dazu, dass Privatpersonen und Unternehmen mehr für Kredite zahlen oder weniger Geld leihen, was das Wachstum verlangsamt und idealerweise die Inflationsrate senkt. Gleichzeitig birgt dies jedoch die Gefahr einer Rezession. Die Fed muss daher eine feine Balance finden.
Die Entscheidung der Fed im Dezember deutet auf etwa drei Zinssenkungen im Jahr 2024 hin. Experten erwarten jedoch, dass eine erste Zinssenkung frühestens bei der nächsten Sitzung im März in Betracht gezogen wird. Die jüngsten Wirtschaftsdaten dürften die Fed darin bestärken, ihre strenge Geldpolitik beizubehalten.
Im Vergleich dazu hat auch die Europäische Zentralbank (EZB) im Sommer 2022 ihre Null- und Negativzinspolitik beendet, um der hohen Inflation entgegenzuwirken. Laut Pierre-Olivier Gourinchas, Chefökonom des Internationalen Währungsfonds, hat die Eurozone einen größeren Schock durch den Anstieg der Energie- und Rohstoffpreise erlebt als die USA. Dies führt zu unterschiedlichen Ansätzen in der Inflationsbekämpfung zwischen den USA und dem Euroraum. Gourinchas weist darauf hin, dass der starke Arbeitsmarkt in den USA den Kampf gegen die Inflation erschwert, da er die Löhne antreibt. In Europa hingegen besteht größere Sorge um das Lohnwachstum und die Möglichkeit, dass die Löhne ohne weiteren Preisanstieg aufholen könnten.